Warum ticken wir so, wie wir ticken? Kleinfamilie, Kapitalismus, Entfaltung des Individuums, Liebesheirat, öffentliche Meinung, Demokratie, Religion als Privatsache, universelle Menschenrechte, Industriegesellschaft, Leistung, Erfolgsstreben, Konsum – aber auch Kolonialismus, Rassismus und eine mitunter an den Rand des ökologischen Kollaps führende Naturverwertung – und mittendrin: Wir, die westlichen Menschen, die dem Rest der Welt unser (vermeintliches) Erfolgsmodell teilweise gewaltsam übergestülpt haben.
In diesem Seminar wollen wir erkunden, warum aus den verschiedenen Hochkulturen landwirtschaftlicher Gesellschaften der Vormoderne nur aus der westeuropäischen Feudalgesellschaft heraus der eigenständige Übergang zu Kapitalismus, Demokratie und Industriegesellschaft erfolgt ist. Wir im Westen haben uns mit unseren sozialpsychologischen Mentalitäten über die Jahrhunderte vom Rest der Weltbevölkerung immer weiter entfernt. Inzwischen findet dort eine nachholende Verwestlichung in den von den Kolonialmächten aufgebauten Strukturen statt. Welche Rolle wird die westliche Welt mit ihrer Kultur, ihrer Mentalität, ihrer Philosophie und ihren (politischen) Werten in einer sich wandelnden Weltordnung spielen?