Religiöse Überzeugungen haben einen gewaltigen Einfluss auf politische Ideen und Entwicklungen. Sie sind sowohl Basis für das Menschen- und Gesellschaftsbild sowie für ethisch-moralische Entscheidungen. Religion kann ebenso in positivem Sinne zu politischem Engagement bewegen wie aber auch zu Hass, Diskriminierung und Fundamentalismus. Auch in modernen Demokratien, in denen Staat und Religion in der Regel getrennt sind, und letztere in den Bereich der Privatsphäre verwiesen wird, haben Kirchen und Glaubensgemeinschaften einen erheblichen Einfluss auf politische und soziale Entwicklungen.
In diesem Seminar soll aufgezeigt werden, welche Schnittmengen und Wechselwirkungen Politik und Religion aufweisen.
Historisch wollen wir uns mit der Rolle der Kirchen im realexistierenden Sozialismus der ehem. DDR beschäftigen. Welchen Einfluss nahmen Partei und Staat auf die Kirchen und welchen Machtfaktor stellten diese insb. bei der friedlichen Revolution von 1989/90 dar? Diese Einblicke wird uns ein Zeitzeuge liefern und aus seiner langjährigen Erfahrungen berichten.
Des Weiteren wird der Einfluss evangelikaler Bewegungen in Deutschland und den USA behandelt. In den Vereinigten Staaten sind diese eine enorme politische Kraft innerhalb der republikanischen Partei und als Unterstützer der 1. und 2. Regierung unter Donald Trump. Doch auch in Deutschland und Europa, wenn auch weniger präsent, existieren politische Ambitionen in radikal-christlichen Bewegungen. Hierzu gehören auch Verschwörungstheorien, die aus der religiösen Richtung in „weltliche“ Betrachtungsweisen gewandert sind und dort bestimmte Narrative verbreiten.
Ein weiterer Aspekt des Seminars soll die Auseinandersetzung mit der Frage von Krieg und Frieden vor dem Hintergrund der rechtsphilosophischen Geschichte, des Humanitären Völkerrechts aber auch religiöser ethischer Werte. In welchem Rahmen lässt sich legal und legitim staatliche und kollektive Gewaltanwendung rechtfertigen. Welchen Beitrag und welche Perspektiven für eine neue internationale Sicherheits- und Friedenordnung können religiöse und philosophische Ideen liefern?
Dieses Seminar in Zusammenarbeit mit dem Beauftragten für Blinden- und Sehbehindertenseelsorge und dem Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung der Evangelischen Kirche von Westfalen richtet sich als Ökumenische Woche insbesondere an blinde und sehbehinderte Menschen.
